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Nachhaltiges Design braucht neue Designkompetenzen

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  • 06.07.2023
  • Quelle: Redaktion

Ursula Tischner, Dekanin Fachbereich Design, Wilhelm Büchner Hochschule

Die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenverknappung, Energiekrise, Lieferkettenengpässe, Pandemie, soziale Ungleichheit, Krieg und Konflikte dominieren unsere 2020er Jahre. Auch Designer:innen können hier nicht mehr wegsehen und müssen sich nach ihrer Legitimation fragen lassen. Das nachhaltige Design widmet sich solchen Themen schon seit den 1960er und 70er Jahren. Es geht um ein umfassendes Design von systemischen Lösungen, die ökologisch, sozial und auch ökonomisch vorteilhaft sind. Das können Produkte, Systeme oder Dienstleistungen sein, aber auch Kommunikation oder Bildungsformate. Wichtig ist die Relevanz der Lösung – also ob sie ein wirkliches Problem löst, einen gesellschaftlich relevanten Bedarf beantwortet und inwieweit sie es schafft, eine Transformation von momentan nicht-nachhaltigen Produktions- und Nutzungssystemen – ja Verhaltensweisen in Richtung Nachhaltigkeit anzustoßen. Es geht also im nachhaltigen Design um ein radikales Hinterfragen unserer Produktions- und Konsumsysteme.

Idealerweise werden dabei ökologische und soziale Herausforderungen möglichst objektiv analysiert und quantifiziert, bevor radikale Verbesserungen für die wichtigsten Aspekte entwickelt und gestaltet werden. Die Verbesserungsansätze sollten wiederum evaluiert und objektiv bewertet werden. Wenn „aus dem Bauch heraus“ gestaltet wird, besteht die Gefahr, dass Designer:innen verbreiteten Umweltmythen auf den Leim gehen. Gestalter:innen sollten also solche Bewertungen wie Lebenszyklusanalysen (LCA) oder systemische Analysen, z.B. mittels geeigneter Software in ihre Gestaltungstätigkeit integrieren.

Auch Geschäftsmodelle und Fragen der Suffizienz spielen beim nachhaltigen Design eine wichtige Rolle, sogar die ökonomische Wachstumsideologie sollte hinterfragt werden. Das bedeutet, dass auch Gestalter:innen z.B. im Bereich der Geschäftsmodellinnovation, sozialen Innovationen und Konzepten weg vom Produktverkauf Kompetenzen besitzen sollten.

Am radikalsten wird es schließlich, wenn Designer:innen gemeinsam mit Betroffenen und Beteiligten Visionen von wünschenswerten und nachhaltigen Zukünften entwickeln und dann gangbare Wege und Lösungen entwerfen, wie diese erreicht werden können. Dazu braucht es Kompetenzen in der Moderation von multidisziplinären und partizipativen Prozessen und der Szenariobildung. Letztlich geht es auch darum, dass Designer:innen den Ansatz des Autorendesigns ad acta legen, um gemeinsam mit anderen Menschen kooperativ und moderierend nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.

Erfreulicherweise gibt es immer mehr Studienprogramme und Weiterbildungsangebote zum Nachhaltigen Design, die solches Handlungswissen vermitteln (z.B. Bachelor Nachhaltiges Design der Wilhelm Büchner Hochschule).                 

Biographie. Ursula Tischner ist die erste deutsche Professorin für Nachhaltiges Design. Sie studierte Architektur, Kunst und Produkt-Design/Industrial Design und spezialisierte sich auf nachhaltiges Design von Produkten, Dienstleistungen und Systemen. Nach dem Masterabschluss war sie über 4 Jahre im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie tätig und gründete 1996 econcept, Agentur für nachhaltiges Design in Köln. Mit econcept berät sie Unternehmen, führt Forschungsprojekte durch, entwickelt und gestaltet Lösungen und ist in Aus- und Weiterbildung tätig. Sie lehrte unter anderem an der Design Academy Eindhoven, der Züricher Hochschule der Künste, dem Savannah College of Art and Design, der Fachhochschule Joanneum Graz und leitet aktuell das Bachelor Programm „Nachhaltiges Design“ und ist Dekanin des Fachbereichs Design an der Wilhelm Büchner Hochschule in Darmstadt.

Impressionen

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    Tragetaschen - Sustainable Minds — © Ursula Tischner, econcept
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    Tragetaschen - Sustainable Minds — © Ursula Tischner, econcept

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